Didaktische Zielsetzung: Fadenspiele

 

Fadenspiele finden als fördernde Maßnahmen immer mehr Zugang in der modernen Pädagogik. Neben dem Training der Merkfähigkeit und dem Lernen der einzelnen Schritte in der richtigen Reihenfolge mit Zielrichtung auf das Gelingen der jeweiligen Figuren und der Tricks können die Fadenspiele noch weit mehr Auswirkungen für die Entwicklung des Gehirns haben:

 

Durch das ständige Überkreuzen der vertikalen Mittellinie, die unseren Körper in rechts und links unterteilt, wird die Vernetzung der rechten und der linken Gehirnhälfte angeregt. Diese sogenannte Bilateral-Integration ist eine Voraussetzung für das Lesen- und Schreibenlernen. Die Fadenspiele können durch ihre spielerischen Akzente die Förderung dieser Fähigkeiten unterstützen.

 

Ein weiterer wichtiger Aspekt für den schulischen Alltag und für vieles Andere ist die Entwicklung der Fingerfertigkeit, auch im Hinblick darauf unterschiedliche Mal- und Schreibstifte halten und führen zu können. Durch die Einbeziehung aller Finger bei den Fadenspielen wird die Feinmotorik ausgebildet, diese unterstützt die Graphomotorik und ist damit wiederum wichtig für das Schreiben und Malen/ Zeichnen.

 

Das Zusammenspiel der Finger mit den Augen – die sogenannte Auge-Hand-Koordination – wird ebenfalls angeregt. Dieser komplexe Vorgang ist eine große Herausforderung für die Konzentrationsfähigkeit der spielenden Menschen. Bei den Fadenspielen sind nicht nur beide Hände in Bewegung, sondern mitunter auch der Mund, ein Fuß oder der Nacken. Dadurch entsteht ein Gespür für den Körper und nebenbei wird die Orientierung in den Raumrichtungen trainiert. Es geht bei den Fadenspielen ständig um rechts und links, oben und unten sowie vorne und hinten. Die Fäden müssen übergeben und abgelegt werden. Das räumliche Sehen wird dabei in vielfältiger Hinsicht spielerisch geschult.

 

Des Weiteren erfolgt eine zielgerichtete Kommunikation, die gegebenenfalls auch nonverbal erfolgen kann, in Hinblick auf das Gelingen der angestrebten Fadenfigur. Die Sprache spielt dabei eine untergeordnete Rolle, sondern das Erstellen der Figur steht im Vordergrund und die Menschen unterschiedlicher Herkunft und Sprache werden so in das spielerische Geschehen einbezogen. Das Erstellen der gelernten Figuren und Trick vermitteln den Spielern Sicherheit und wiederkehrende Erfolgserlebnisse und stärken das Selbstbewusstsein und die sozialen Kompetenzen, indem sie ihr Können weiter geben. Innerhalb der Großseilaktionen (her werden die Finger durch Menschen ersetzt und übernehmen deren Funktionen) laufen in vielerlei Hinsicht gruppendynamische Prozesse ab – bis hin zum gemeinsamen Gelingen der Figuren, verbunden mit dem „Wir“-Gefühl.

 

Nicht zu vergessen: Die Lust am Spiel muss erhalten und unterstützt werden. Das Spielen an sich ist ein Wert, der nicht hinter didaktischen Zielsetzungen verschwinden darf.

 

 

 

Lothar Walschik

 

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